Pfingstlager 2014

Donnerstag

Geht das Pfingstlager für den „normalen“ Schlierseer Pfadfinder immer erst Freitag Nachmittag los, so sind die fleißigen Leiter & Rover zu dem Zeitpunkt meist schon mit den Nerven ähhh Vorbereitungen am Ende.

Am Donnerstag um Punkt 10 Uhr morgens versammeln sich da Woifey, da Kili und meine Wenigkeit um alles, was man für ein Lager an Material so braucht, zusammen zu sammeln. Was gelinde gesagt a Haufn Zeug ist.

Während wir auf die Ankunft der Packesel und deren Fahrer Kaj und Ludwig warten, machen sich die Mampf & Schluck Beauftragten Franzi und Melli auf, gediegenes Fressmaterial zu besorgen, damit wir auf dem Lager nicht verhungern oder noch schlimmer den Donnerbalken nicht in gebührender Art und Weiße beglücken…
Zwei T3, einen T5, einen kleinen Anhänger und den großen Pusl-Anhänger vollgepackt geht es schließlich zum Lagerplatz. Dort bauen wir das Materialzelt auf, werfen schnell den nicht in Kisten verpackten Teil des Materials rein, stellen die Kisten davor und machen uns auf ein paar Picea Abies Stangen zu finden.

Zurück entflammen wir erst einmal ein kleines aber feines Feuerchen und kredenzen uns ein köstliches Chili. In freudiger Erwartung eines langen Schlafes in den Armen Mutter Naturs schlafen wir selig ein.

Freitag

„Doni, Doni, Doni! Schnäi, dee baggern! Mia miassn as Zäid obbaun!“ Manch einer mag verstehen, dass dies nicht die schönsten Sätze sind, um aus dem Schlaf gerissen zu werden, aber so war es nun mal leider. Anscheinend hatten wir einen Lagerplatz ausgesucht, der dringend eine neue Wasserleitung benötigte aber sich nicht erdreistete, dies uns mitzuteilen. Schade Schokolade.

Aber alles halb so schlimm, der Bagger wühlt nicht soweit wie befürchtet und wir beschließen kurzer Hand, dass dies einfach der Burggraben ist, den wir schon immer zur Abwehr von Angreifern haben wollten.

Da wir nun aber leider wach sind, kommt uns der Gedanke, wir könnten eigentlich auch was sinnvolles tun. Frühstücken zum Beispiel. Oder den Donnerbalken bauen. Oder die Wiese von Brennnesseln befreien. Wir einigen uns auf diese Reihenfolge und legen los.

Vier Stunden harte Arbeit später trifft schließlich der Rest des Stammes ein. Lobenswerter Weiße haben die Meisten all ihr Gepäck in einem (!!!) Rucksack verstaut. Die Teilnehmerin, die einen Trolli dem Rucksack vorzog, wird zu Recht mit bösen Blicken bedacht. Manch einer behauptet, ich hätte noch eine verbale Spitze von mir gegeben, aber dies ist auf alle Fälle richtig.

Nach einer kurzen bis sehr kurzen Begrüßung geht es ans Zelte aufbauen, Feuerholz suchen und Abendessen kochen. Gemäß §3 der Stammesordnung gibt es Schinkennudeln. Weil die Küche gute Laune hat, gibt es Ei obendrauf.

Kurz zuvor fällt ein Jupfi noch unglücklich von und auf einen Stein und bricht sich unglücklich Elle und Speiche. Sie nimmt’s relativ gelassen. Wahre Pfadfinder kennen keinen Schmerz! Gute Besserung!

Waren wir unter Tags noch luftig gekleidet so ändert sich dies mit Einbruch der Dunkelheit rapide. Plötzlich kann man seinen Atem sehen und die Nachtwachen kommt regelmäßig ans Feuer um sich aufzuwärmen.

Keine Überfaller, aber es steht ja auch noch kein Fahnenmast. Unsere Wachsamkeit gilt den Süßigkeiten.

Samstag

Der Wecker reißt mich um 8 Uhr aus dem Schlaf. Hand aus dem Schlafsack gestreckt. Hand meldet: „Im Winter wars wärmer“. Hilft nix, aufstehen. Kaum ist das Frühstück angerichtet, lächelt die Sonne uns ins Gesicht und aus fünf Schichten wird binnen Minuten eine Schicht.

Samstag ist traditionell Lagerbauten Tag und so legen wir auch sofort los. Es werden Gruppen eingeteilt für Dreihax, Biotonne, Fahnenmast, Feuerholz und Sitzbänke.

Schnell wird klar, dass es mit dem Fahnenmast ein Problem geben wird, da wir aufgrund des Bodens nicht tiefer als 30cm graben können. Die Lösung ist schnell gefunden: wir graben einfach drei Löcher und bauen einen Turm wobei der Fahnenmast einfach einer der drei Seitenstämme ist. Ich übergebe den Bau des Turmes in die verantwortungslosen Hände meiner Rover und kontrolliere den Fortgang der übrigen Baustellen.

Das Mittagessen ist ein exzellenter Nudel-/ Wurstsalat. Gesättigt und zufrieden mache ich mich auf, mein geschätztes Brüderchen abzuholen. Einmal von Neuhaus nach Schliersee und durch Schliersee im Stau stehen und das gleiche zurück und schwupps schon bin ich nach läppischen eineinhalb Stunden wieder am Lagerplatz. Einmal mehr bin ich froh über die Abgeschiedenheit unseres Lagerplatzes.

Der Turm ist mittlerweile soweit, dass man sagen kann „Aha“. Die Bänke sind mittlerweile auch noch nicht fertig, aber die Biotonne zum Glück schon. Die Kleinsten haben fleißig gesägt und gehackt und ein beachtlicher Brennholzstapel ist entstanden. Zumindest wird’s heute Abend ned kalt am Feuer.

Da die Rover keine Hilfe beim Turmbau brauchen, schnappe ich mir die nun freien Arbeitskräfte ähhh Jupfis und wir machen uns auf zum Fluss und versuchen eine Brücke aus Steinen und Stämmen zu bauen. Ich denke mir, dass man nicht immer nur rumkommandieren sollte, sondern den Kindern auch die Chance geben sollte, sich selbst zu verwirklichen. Also übergebe ich die Aufgabe eine Brücke zu bauen an die Jupfis. Es endet in einer Wasserschlacht. Zumindest ist diese lustig anzusehen.

Während wir unser köstliches Abendessen einnehmen (Eintopf, aus Versehen vegetarisch) sind die Rover dabei den Turm fertigzustellen. So langsam schauts nach was aus…

Anschließend schmettern wir noch unser Gesangesgut durch die Nacht und stellen fest, dass die Jupfis (bzw da Tobi) ihre eigenen Liedermappen erstellt haben, da ihnen unsere zu langweilig sind. Ich muss zugeben: Die eigenmächtig gebastelten Liedermappen enthalten durchwegs Lieder, auf die die Menschheit getrost verzichten könnte (Atemlos, Cheri Cheri Lady, Last Christmas,…)
Bis auf die Tatsache, dass da Kaj einen Fuchs fängt, ist die Nachtwache leider recht unspektakulär.

Sonntag

Noch während ich frierend dass Frühstück mit anrichte (Idee des Tages: wenn ich beim Aufstehen nur eine Schicht anziehe, muss ich mich später nicht umziehen. Sollte mich selbst zum Wölfling zurückstufen), tauchen die mitunter wichtigsten Protagonisten des sonntäglichen Postenlaufs auf. Nach einer Einführung (Thema: Grimms Märchen, neuer König wird gesucht) durch den verkaterten Stiefel (oder wars andersherum?) gehts für die Teilnehmer los. Wir Leiter müssen auch mitlaufen, da die Rover das Spiel organisiert hatten und nun auch durchführen. Also ziehe ich mit meiner Gruppe zur ersten Station los. Nach der Flussüberquerung meine ich zu einem Wölfling: „So, Socken und Schuhe anziehen“ „Ich hab keine Socken!“ „Hä? Warum?“ „Es ist so warm und in den Socken schwitz ich immer so, wenn ich die Bergschuhe anziehe“. Der Baum wackelt etwas als ich mit meinem Kopf gegen eben jenen renne.

Bei der ersten Station müssen wir die Bremer Stadtmusikanten nachstellen, sprich auf allen Vieren eine Pyramide bauen und zusammen ein Lied singen. Wir entscheiden uns zu vulgärem Liedgut über den Stuhlgang auf einem Pfadfinderlager. Die geringe Bepunktung werde ich wohl nie verstehen.

Die zweite Station besteht darin eine Zipfelmütze zu basteln. Meine absolute Unkreativität spornt meine Teamkollegen nicht wirklich an. Zumindest sind wir schnell fertig.

Auf der Suche nach Station Nummer drei verirren wir uns geringfügig in einem Brennnesselfeld. Mir macht das nicht allzuviel aus, was aber vielleicht daran liegt, dass bei mir im Gegensatz zu meinen Mitstreitern die Brennnesseln nicht auf Augenhöhe sind.
An der Station angekommen, müssen wir ein Feuer machen. Ich bin enttäuscht, dass es Zündhölzer gibt. Das kann ja jeder. Gewohnt souverän meistern wir diese Aufgabe. Bei dem nachfolgenden Spiel „Was bin ich?“ hingegen versagen wir wieder gekonnt. Egal, weiter geht’s.

Die Station des Quizmaster finden wir recht schnell, nur muss ich bald feststellen, dass ich von Märchen keine Ahnung habe. Die Stunde des Wölfling Malte und des Jupfi Anna-Lena hat geschlagen. Jetzt weiß ich zumindest, dass man zu einem Esel „bricklebrit“ sagen muss, damit er Gold kackt.

Mit dieser Erkenntnis im Gepäck geht’s zur letzten Station: Knusperhäuschen bauen. Feinmotorik ist nix für mich, also lass ich das Schokomonster in Person ran und siehe da: volle Punktzahl! Pow!

Zurück im Lager stellen wir fest, dass wir die erste Gruppe sind, die fertig ist. Muss ja fast der Sieg sein! Wir werden Vorletzter. Gänseblümchen.

Nachdem der Diakon Herr Alois Winderl eingetroffen ist, geht’s los mit dem alljährlichen Pfingstsonntag Gottesdienst in dessen Verlauf da Bene noch sein Roverversprechen ablegt. An dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön an Herrn Winderl dass sie Zeit für uns hatten!

Da Sonntag immer Ehemaligen- und Fördervereinsmitgliederabend ist, tröpfeln im Laufe des Abends auch ein paar ein. Leider nicht so viele wie letztes Jahr. Aber so habe ich mehr Zeit um mit jedem zu

quatschen.
Zum Abendessen wird ein spitzenklasse Langos mit diversen Soßen serviert.

Zum Abschluss des Tages gibt’s noch einen Singabend wie er sein sollte: laut und lang. Dazu Chai. Perfekt.

Leider wieder keine Überfaller. Wo bleiben bloß diese Holzis??

Montag

Wandertag! Da uns die Temperaturen unter Tags echt zu schaffen machen, gibt’s heuer keinen Gipfel. Dafür aber jede Menge Gumpen. Ich merke wie Ludwig innerlich weint.

Wir zwingen die Kids regelrecht alle 30min ihre halbe Flasche zu trinken. Vor allem da wir auf Tiroler Staatsgebiet unterwegs sind und ich nicht weiß, wie gut die medizinische Versorgung dort ist. An den Gumpen angekommen wird gebadet und gesprungen was geht. Bis auf unsere beiden Blondinen Max & Franzi und unseren Nichtschwimmer erfrischen sich alle in dem 14°C warmen Wasser.
Auf dem Rückweg schwächeln zwar ein paar Kids, aber unsere Durchhalte Parolen („Auf gähds, glei samma wieda in Bayern“)zeigen Wirkung. Wir bringen alle unversehrt zurück.

Im Lager angekommen meint Kaj, dass er den Jupfi, dem es in der Früh schon schlecht ging und der deswegen auch nicht mit wandern ging, ins Krankenhaus gefahren hat. Magen-Darm die erste Diagnose. Ich gerate ins Schwitzen. Jemanden ohne sichtbare Wunde ins Krankenhaus zu bringen gabs auf einem Pfingstlager noch nicht.

Zu Abend gabs ein übermäßig gutes Putengeschnetzeltes mit Reis.
Wieder keine Überfaller. Mensch Holzis…

Dienstag

Abreisetag. Da mehrere Kids in der Früh in den Seilen hängen und sich über Übelkeit beschweren und wir Angst haben, dass es bei ihnen womöglich ähnlich ausgeht wie mit dem Jupfi vom Vortag, beschließen wir eine sofortige Heimfahrt. Also stecken wir alle Kids und den Kili in den Bus und verabschieden sie.

Da mehrere Leiter ebenfalls nicht wirklich fit sind, dürfen Heinz, Woifey, Kaj und Ich zu viert das Lager abbauen. Aber sind ja bloß 2 Sudan, 4 Kohten, 2 Jurthen, Fanenmast / Turm, Dreihax und Donnerbalken in praller Sonner bei 30°C im Schatten.

Punkt 20 Uhr Abends sind wir nach 10 Stunden Arbeit auch schon fertig. Noch nie schmeckte ein Feierabend Bier so gut wie heute!

 

–  Doni B.